Gemeinsam mit dem Aktionskreis Energiewende Glonn 2020 e.V. verfolgt die Marktgemeinde Glonn das Ziel, durch geeignete Maßnahmen bis zum Jahre 2020 den Energieverbrauch für Gebäudeheizung und Stromversorgung in Glonn weitestgehend ohne fossile Energieträger zu decken. Der Bedarf soll deutlich reduziert und der verbleibende Verbrauch regenerativ gesichert werden:

  • Zur Senkung des Energieverbrauchs wird das Augenmerk auf die Sanierung von Wohngebäuden gerichtet, da diese den größten Verbrauchssektor darstellen; hier soll bis 2020 eine Energieeinsparung von 20% erreicht werden.
  • Für eine energieautarke Versorgung müssen die Anteile regenerativer Energieträger innerhalb der Marktgemeinde erhöht bzw. neue Versorgungsquellen erschlossen werden.

Der Heizwärmebedarf in Glonn wird derzeit zu 75% durch Öl gedeckt. Der verstärkte Ausbau von regenerativen Energien kann zusammen mit einer 20%igen Energieeinsparung im Gebäudebereich bis 2020 eine Deckungsrate von 100% am Wärmeenergiebedarf erzielen. Die kluge Vernetzung der Nutzung von Sonnenenergie, Biomassen, Erdwärme, Biogasanlagen und Wasserkraft verspricht den größten Erfolg.

Folgende fünf Handlungsfelder mit dazugehörigen Maßnahmen wurden identifiziert:

Handlungsfeld 1: Energieeinsparung

Um den Heizenergiebedarf von derzeit 36.300 MWh/a im Wohngebäudebereich spürbar zu senken, ist vor allem eine deutliche Erhöhung der Sanierungsquote im Wohngebäudebereich anzustreben, da dieser den größten Verbrauchssektor darstellt. Die Umsetzung dieser Zielsetzung, die energiesparendes erhalten und Investitionen auf Seiten der Bürger erfordert, sollte von kommunaler Seite soweit wie möglich flankiert werden.

  • Eine Energieberatungsstelle soll den Bürgern eine kostenlose/günstige Erstinformation zur energetischen Gebäudesanierung ermöglichen, gefolgt von individuellen Kosten-Nutzen-Berechnungen durch Energieberater.
  • Die Energieberatungsstelle sollte auch Verbraucherberatung anbieten, um Verhaltensänderungen der Bürger im Alltag mit dem Ziel merklicher Energieeinsparungen bewirken.
  • Sanierungswettbewerb: Anreize zu Sanierungsinvestitionen können durch die Auslobung eines Wettbewerbs und die Prämierung von besonders effektiven Projekten geschaffen werden.
  • Vorbildfunktion der Gemeinde: Durch die geplanten bzw. schon in Angriff genommenen Sanierungsmaßnahmen in Schule, Rathaus, Hallenbad und Klosterschule leistet die Gemeinde einen Beitrag zu mehr Verständnis und Sanierungsbereitschaft der Bürger.

Handlungsfeld 2: Regenerative Energien

Wie die Analysen gezeigt haben, wird langfristig eine energieautarke Versorgung nur zu erreichen sein, wenn alle regenerativen Energien in der Region genutzt werden.

  • Biogas: Unter Einbindung der landwirtschaftlichen Betrieb sollen kleine Anlagen im Leistungsbereich von rd. 100-300 kW elektrischer Leistung im Umfeld des Hauptortes installiert werden. Abwärme soll in die Wärmenetze eingespeist werden.
  • Holz: Für die Versorgung der Wärmenetze bieten sich insbesondere Hackschnitzelheizungen an. Außerhalb des Hauptortes ist die Verwendung von aut omatischen Stückholz- und Pelletheizungen geeignet. Auf technologische Entwicklungen der Holzvergasung ist zu achten.
  • Dachflächen-Photovoltaik (PV): Im Rahmen des Energienutzungsplans kann der Ausbau von Dachflächen-PV durch die Beseitigung möglicher Hemmnisse, durch Beratung oder ergänzender Zuschüsse positiv beeinflusst werden.
  • Solarthermie: Der Einsatz von solarthermischen Anlagen in Haushalten erscheint dort sinnvoll, wo kein Anschluss an Nahwärmenetze besteht. Der Sommerbetrieb von Nahwärmeversorgung durch eine „Groß-Solarthermie-Anlage“ ist zu prüfen.



  • Wärmepumpen mit einer Jahresarbeitszahl von mindestens 4 empfehlen sich in Neubauten und sanierten Bestandsgebäuden.
  • Das geothermische Potenzial in Glonn mit geschätzten 4,5 MW könnte den Nutzwärmebedarf beinahe vollständig decken. Mit dem Ziel einer geothermischen Versorgung spätestens ab 2030 sollten parallel zum Ausbau der Wärmenetze geologische Untersuchungen vorgenommen werden.
  • Freiflächen-PV-Anlagen Die Ausweisung von Flächen und Suche nach Investoren sollte ab 2010 erfolgen. Die Kompatibilität mit Landschafts- und Naturschutz sind vorrangig zu beachten.


Handlungsfeld 3: Wärmenetze

Ausbau und Zusammenschluss von Wärmenetzen schaffen Abnahmestrukturen für regenerative Energieversorgungssysteme. Die Bürgerschaft ist zentraler Akteur, da im Falle des Anschlusses an ein Nahwärmenetz Sanierungsinvestitionen in Heizanlagen bei den Bürgern entfallen können und dadurch deren Anschlussbereitschaft steigt. Das Biomassenheizwerks an der Zinnbergerstrasse ist hier ein wegweisender Beginn.

  • Ausbau: Der weitere Ausbau bietet sich insbesondere in den zentralen und südlichen Ortsteilen einschl. Kugelfeld-Wiesmühlstraße sowie Ortsmitte Nord an, die vom Wärmeatlas als Gebiete mit hoher Wärmedichte ausgewiesen sind.
  • Langfristig sollte ein Zusammenschluss der Netze angestrebt werden, da so Abnahmestrukturen entstehen, die den Einsatz weiterer Energieversorgu ngssysteme (z.B. Tiefengeothermie) unterstützen können. Eine wichtige Rolle für die Leitplanung können hier die Gemeindewerke Glonn [GEWEG KU] übernehmen.
  • Eine Arbeitsgruppe Wärmenetze, in der alle für den Bereich Wärmenetze relevanten Akteure vertreten sind soll den erfolgreichen Ausbau und eine hohe Anschlussbereitschaft der Bürger erreichen.
  • Informationsbereitstellung: Um einen hohen Anschlussgrad an die entstehenden Nahwärmenetze zu erreichen, sollte Informationen und Einbindung potenzieller Kunden in die Planungen möglichst frühzeitig erfolgen

Handlungsfeld 4: Öffentlichkeitsarbeit - Zusammenarbeit mit AEG 2020

Die hoch gesteckten Ziele in den Bereichen Energiesparen, alternative Energieversorgung und Wärmenetze erfordern aktive Mitwirkung und finanzielles Engagement der Bürger. Beides soll durch wirkungsvolle Öffentlichkeitsarbeit sowie die Zusammenarbeit zwischen der Gemeinde und AEG2020 gefördert werden.

  • Koordinierungsstelle: Die Öffentlichkeitsarbeit wird in Kooperation mit dem Aktionskreis Energiewende und der Energieberatungsstelle organisiert. Die Finanzierung der für die Öffentlichkeitsarbeit zuständigen Koordinierungsstelle könnte von der Gemeinde grundfinanziert und über Förderprogramme die finanzielle Ausstattung aufgestockt werden.
  • Die Gestaltung einer attraktiven Homepage stellt ein wichtiges Informations- und Kommunikationsinstrument dar.
  • Zusammenarbeit Gemeinde – AEG 2020: Der Bürgermeister bzw. der Verwaltungsratsvorsitzende der GEWEG sowie Fraktionsvertreter nehmen an Sitzungen des Arbeitskreises teil und der AEG wiederum wird als Berater bei Gemeinderatssitzungen mit Energiebezug eingebunden.

Handlungsfeld 5: Monitoring

Um die Entwicklung der Energieautarkie-Initiative datengestützt verfolgen und steuern zu können, wird auf Basis der Ergebnisse des Energienutzungsplans ein GIS-basiertes Datenbanksystem aufgebaut und fortgeschrieben.

Download

Energieleitbild der Gemeinde Glonn vom Dezember 2009 (99 kB)